[Angenommen, nur mal angenommen, ich bin genervt. Also ich meine RICHTIG genervt. Genervt über das immer wiederkehrende Gerede von mangelnder Transparenz in Bezug auf die Piratinnen-Mailingliste. Und ich würde mich hinsetzen, meiner Genervtheit mal richtig Raum geben und darüber einen Blogbeitrag schreiben wollen. Was würde ich wohl schreiben? Erst einmal bräuchte ich eine Überschrift.]
„Das leidige Thema Transparenz und warum die Piratinnen damit gar nicht im Widerspruch stehen“
[Gut, das war jetzt nicht die beste Überschrift, die ich mir je ausgedacht habe … hört sich eher wie ein Arbeitstitel an. Aber das spielt bei meiner genervten Laune eine geringere Rolle. Das bleibt jetzt so. Und wie würde ich den Artikel am besten eröffnen, um meine Laune gleich mal deutlich zu machen? Vielleicht so?:]
„Man mag ja gut oder schlecht finden, dass ich im Rahmen der Gründung der Piratinnen-Mailingliste eine Pressemitteilung verschickt habe.“
[So! Das musste erst mal raus. Erwähnte ich, dass ich genervt bin? … und dann geht’s im gleichen Tonfall weiter:]
„Was mir aber tierisch auf die Nerven geht ist die leidige Diskussion um das ‚Ausschließen von Leuten‘ und die ‚fehlende Transparenz‘ und dass das ja ‚ungeheuer diskriminierend sei‘.“ Deswegen erklär ich das hiermit jetzt noch einmal anders:
[So. Und nun setze ich mich einen Moment und atme tief durch. Das muss jetzt reichen an genervtem Tonfall. Deine Leserinnen und Leser können ja auch nichts dafür. Und jetzt erklär ich es einfach nochmal. Ein letztes mal. Und dann warte ich einen Monat und veröffentliche es frühestens dann. Dann ist der Eindruck vom Bundesparteitag der Piratenpartei nicht mehr so frisch … und ich kann viel ruhiger und sachlicher schreiben … und … ja … dann kommt das hier dabei ‚raus. Etwas völlig Konstruktives. Etwas in aller Kontemplation und ohne Mißtöne geschriebenes. Nämlich das:]
Ich habe (in eigener Erfahrung) festgestellt, dass es schwer ist, eine Ansprechperson bei der Piratenpartei zu finden, wenn man in Bezug auf die Genderfrage nicht über Post-Gender diskutieren will, sondern einfach mal einen Menschen zu Reden braucht, von dem man sich verstanden fühlt. Gerade für Menschen, die nicht das Gefühl haben, im Postfeminismus angekommen zu sein, habe ich so etwas bei den Piraten nicht gefunden. Mir wird häufig vorgeworfen, ich hätte nie versucht mit den Frauen meines Landesverbandes zu sprechen. Ich habe das sehr wohl versucht. Doch es ging mir zu diesem Zeitpunkt nicht um eine politische Auseinandersetzung über Postfeminismus vs. Differenzfeminismus usw. Ich wollte offene Ohren, die einfach Verständnis aufbringen und mir zeigen, dass es dennoch keinen Grund für einen Parteiaustritt gibt. Und das gab es nicht. Nicht in der Piratenpartei. Die Frauen, die nun behaupten, ich hätte zuvor keinen Kontakt zu ihnen gesucht, hatten nicht verstanden, dass ich keine Diskussion über Postfeminismus führen wollte, weshalb ich den Kontakt schnell abgebrochen habe. Das war nicht, was ich gesucht hatte, denn DANN hätte ich in eine der AG’s gehen können. (Womit ich auch gleich nochmal erklärt habe, warum ich DAS nicht getan habe).
Also habe ich selbst ein Angebot aufgemacht. Man könnte auch sagen, ich habe bekannt gegeben: Leute, wenn ihr wollt, könnt ihr euch zu diesem Thema an mich wenden. Was wäre daran verboten? Nichts! (Wenn jemand sagen würde „Wer von den Piraten über Tierschutz sprechen möchte, kann sich an mich wenden“ ist das ja auch kein Problem. Und er oder sie hat sich damit ja auch noch nicht um Vertreter (oder zur Vertreterin) aller Tierschützer innerhalb der Piratenpartei gekrönt.) Ich würde mich hüten, jede dieser Nachrichten (aus Transparenzgründen) an alle zu veröffentlichen. Ich habe dieses Angebot – man ist ja schließlich Piratin – ein wenig besser technisch organisiert. Die Idee war, dass einfach gleich alle gegenseitig zu Ansprechpartnerinnen werden. Und weil das mit Ansprechpartnern ja so eine Sache ist und man sich halt eher Leuten von der eigenen Sorte anvertraut, habe ich halt erst mal nur die weiblichen unter denen miteinander vernetzt. Gemixte Vernetzungsmöglichkeiten gibts ja schon.
Das hat also nix mit Transparenz oder Sexismus oder Diskriminierung zu tun, jedenfalls genau so wenig, wie getrennte Umkleidekabinen nicht als diskriminierend bezeichnet werden können. Mann kann getrennte Umkleidekabinen (genauso wie mein Angebot) hinterfragen; aber es als Diskriminierung (oder gar mangelnde Transparenz) zu bezeichnen ist einfach Quatsch!
Übrigens: Wenn sich ein Mann gerne an mich wenden möchte habe ich da auch gar nichts dagegen. Haben auch einige gemacht. Ich habe mich sehr darüber gefreut und ihnen auch geantwortet.